Der Weltbiodiversitätsrat der Vereinten Nationen hat einen Bericht zur Artenvielfalt veröffentlicht: Deren Zahl nimmt drastisch ab – und schuld daran ist der Mensch. Die Hohenloher Bauern haben gezeigt, dass der Mensch auch etwas dagegen tun kann.
„Artenvielfalt ist das Immunsystem unseres Planeten“, kommentiert Prinz Felix zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), den Bericht. Auf zu vielen landwirtschaftlich genutzten Flächen würden chemisch-synthetische Pestizide zum Einsatz kommen. Das schade nicht nur Biene oder Schmetterling, sondern auch der Landwirtschaft selbst. „Denn Bauern sind auf intakte Ökosysteme angewiesen. Und Vielfalt macht Anbausysteme widerstandsfähiger und ertragreicher.“ Es seien vor allem Bio-Höfe, die alte Kultursorten und Nutztierrassen erhalten.
Denn auch hierzulande ist das Artensterben in vollem Gang. Nicht nur Wildtiere und -pflanzen, auch viele Nutztierrassen und -pflanzen in Deutschland gelten als bedroht. Im Bereich der gefährdeten Nutztierrassen publiziert die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Nutztierrassen e.V. (GEH) seit 1988 die so genannte Rote Liste der bedrohten landwirtschaftlichen Nutztierrassen. Auch deren Zahl wächst beständig.
Viele alte Fettschweinerassen sind schon heute aufgrund der Industrialisierung der Landwirtschaft, dem gestiegenen Fleischkonsum und veränderten Essgewohnheiten aus Deutschland verschwunden. Gefahr droht etwa der „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2019“, dem Wollschwein.
Für das Hannover-Braunschweiger Weideschwein oder die als Deutsches Weideschwein bezeichnete Rasse kommt jede Rettung zu spät. Die letzten Tiere sind unbemerkt geschlachtet worden. Auch das Bayerische Halbrote Landschwein oder das Baldinger Tigerschwein aus Baden-Württemberg sind ausgestorben. Doch mit jeder verlorenen Rasse geht auch ein wertvolles genetisches Potential verloren, ein unwiederbringlicher Verlust von Kulturgut, eine Verarmung des Landschaftsbildes.
„Artenvielfalt zu schützen ist das Grundanliegen unserer Bauern – aus dieser Verpflichtung eine Chance zu machen unsere Herausforderung“
Rudolf Bühler, Retter des Schwäbisch-Hällischen Schweins
Der 1986 gegründeten Züchtervereinigung Schwäbisch-Hällisches Schwein e.V. ist es zu verdanken, dass die traditionsreiche, einst als ausgestorben gegoltene älteste deutsche Schweinerasse auf der Basis von sieben Zuchtsauen gerettet werden konnte. Heute werden die in ihrer Heimat liebevoll Mohrenköpfle genannten Tiere von der GEH noch in Stufe II als „stark gefährdet“ eingestuft.
Maßgeblichen Anteil an der verbesserten Situation der alten Landrasse hat die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH). Sie vermarktet Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch g.g.A. (EU-geschützte geografische Angabe), welches ihre Mitglieder auf Basis strenger Richtlinien erzeugen. BESH-Gründer Rudolf Bühler sagt: „Artenvielfalt zu schützen ist das Grundanliegen unserer Bauern – aus dieser Verpflichtung eine Chance zu machen unsere Herausforderung.“ Der garantierte Mehrpreis für das besondere Qualitätsfleisch sichert zudem die Existenz der Hohenloher Bauern.
Quelle: haellisch.eu 10.Mai.2019